Littering

Inhalt: Phänomen; Kunststoffe und Littering; Probleme und Kosten; Allgemeine Lösungen; Biokunststoffe siehe auch: maritimes Littering

Phänomen

Der Begriff Littering stammt aus dem Englischen (von engl. „litter“ = Abfall, umherwerfen) und bezeichnet das Wegwerfen und Liegenlassen von Abfall auf öffentlichem Boden wie beispielsweise Straßen, Spielplätze oder ganz allgemein in Natur und Landschaft. Die Ausprägungen von Littering sind mannigfaltig. Insbesondere gibt es einige Grenzphänomene des Litterings, welche man je nach Begriffsdefinition bzw. Blickwinkel ebenfalls zum Litterings zählen kann. International bedeutend ist beispielsweise die illegale Abfallentsorgung auf öffentlichem Grund[1], etwa um Abfallgebühren oder andere Aufwendungen einzusparen. Im Unterschied zum „klassischen“ Littering, welches meist vor Ort, ungeplant und beschränkt auf einzelne, kleine[2] Abfallgüter geschieht, handelt es sich bei der illegalen Abfallentsorgung um grössere Mengen und um eine gezielte Entsorgung an einem bestimmten Ort. Ein weiteres Grenzphänomen ist das Liegenlassen von tierischen Exkrementen wie beispielsweise Hundekot. So entschied das Amtsgericht Düsseldorf: „Wer auf einer Spiel- und Liegewiese einen Hund abkoten lässt und den Kot nicht beseitigt, macht sich wegen umweltgefährdender Abfallbeseitigung strafbar.“[3] Es begründete, dass die Verunreinigung der Spielwiese mit Hundekot eine Gefahr der Infektion spielender Kinder mit den Erregern gemeingefährlicher und übertragbarer Krankheiten darstellt. Littering ist in erster Linie ein Verhaltensproblem und basiert als solches auf einer gewissen Gleichgültigkeit, Ignoranz, einer Fehleinschätzung oder einfach nur auf dem Unwissen einiger Personen. Als solches hat Littering auf den ersten Blick nichts mit dem Werkstoff an und für sich zu tun. Indirekt spielen natürlich die verschiedenen Materialien sehr wohl eine Rolle, insbesondere dann, wenn diese hohe externe Kosten verursachen. Beispielsweise wenn die Abfälle sehr lange liegen (d.h. erhalten) bleiben oder wenn etwa eine gesundheitliche Gefährdung von diesen Stoffen ausgehen kann. Letzteres ist wie oben erwähnt auch die Begründung, weshalb man liegengelassener Hundekot mitunter als Littering bezeichnen könnte.

Kunststoffe und Littering

Dass Littering oftmals mit flexiblen Verpackungen in Verbindung gebracht wird, hängt wohl damit zusammen, dass in der Tat ein Grossteil des Weggeworfenen Materials aus Kunststoffen besteht. Hierzu gibt es zahlreiche Studien. Eine Studie der Universität Basel[4] ergab beispielsweise, dass rund 52% des gelitterten Abfalls aus fliegender Verpflegung (Getränkeverpackungen und Take-away- Produkten) stammt. Eine ähnliche Studie der Wirtschaftsuniversität Wien untersuchte Littering in verschiedenen europäischen Grossstädten und Kategorisierte dabei nach einzelnen Stoffgruppen. Den grössten Anteil am Abfall stellten mit 58.3% Zigaretten-Kippen dar. Die zweitgrösste Materialgruppe waren allerdings bereits Kunststoffe (11.8%), gefolgt von biogenem Material (9.8%) und Papier & Karton (8.8%)[5]. Eine weitere Studie[6] im Auftrag des BUWALs versucht die zwei genannten Studien aus Wien und Basel zu vergleichen und dabei auch den Anteil an Papier- & Kunststofftragetaschen am erfassten Littering zu quantifizieren.  Nach Aussortierung wesentlicher Litteringfraktionen wie Zigarettenstummel oder biogenes Material errechnete man einen Anteil von 4.9% (Basler Studie) bzw. 7.4% (Wiener Studie) an der verbleibenden Abfallmenge.

Probleme und Kosten

Littering stört nicht nur die Mehrheit der Bevölkerung, sondern verursacht enorme direkte (z.B. zusätzliche Reinigungskosten) und indirekte Kosten (z.B. Imageverlust einer Kurorts, bauliche Anpassungen, Anti- Littering Kampagnen, etc.). Die durch Littering verursachten Kosten sind hoch und müssen letzten Endes durch die Allgemeinheit getragen werden[7]. Sei es direkt, beispielsweise über höhere Steuern, oder indirekt, etwa über höhere Billetpreise für Bahnfahrtkarten. Das schweizerische Bundesamt für Umwelt hat eine Studie in Auftrag gegeben[8], nach welcher die Beseitigung der durch Littering anfallenden Abfälle jährlich gesamtschweizerisch rund 190 Mio. Franken kostet. 144 Mio. Franken davon im öffentlichen Raum und geschätzte 46 Mio. Franken in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Urbane Grosszentren tragen dabei fast die Hälfte der Kosten. Hinsichtlich der Güterarten sind Zigaretten (52.5 Mio. CHF), gefolgt von Getränkebehältnissen (50.6 Mio. CHF), Take-away-Verpackungen (26.7 Mio. CHF) und Zeitungen/Flyer (7.1 Mio. CHF) besonders auffällig. Die grösstenteils aus Kunststoff bestehenden Esswaren- & Getränkeverpackungen verursachen gemäss dieser Studie somit mehr als 50% der erfassten Litteringkosten.

Lösungen

Überflüssig zu erwähnen, dass solche Delikte nicht nur die Umwelt schädigen und hohe Kosten verursachen, sondern in Deutschland auch mit Geldbusse, in der Schweiz sogar mit Haft geahndet werden. Kommunen, Städte und Länder engagieren sich neben Reinigungsmassnahmen mit wiederholten Aufklärungskampagnen gegen das Wegwerfen von Müll auf öffentlichem Grund. Manche Staaten wie Bangladesch oder Sansibar setzen der zunehmenden Vermüllung sogar ein rigoroses Plastiktüten-Verbot entgegen. Littering ist ein sehr komplexes Phänomen und liegt nicht etwa bloss daran, dass andere Entsorgungsoptionen fehlen. Eine Untersuchung[9] des Litters an verschiedener Orte in der Schweiz stellte fest, dass 30% des gesamten Abfalls gelittert und bloss die restlichen 70% in bereitgestellten Abfalleimern entsorgt[10] wurden.  Dabei blieben über 95% der Abfalleimer halbleer oder gar unbenutzt. Ähnliche Ergebnisse werden in anderen Studien ebenfalls …[11] Littering ist sehr situationsspezifisch. Es ist abhängig vom Ort (z.B. Durchgangszone, Party- & Unterhaltungszone, Freizeit- & Picknickzone), der Zeit (morgens z.B. Gratiszeitungen, mittags z.B. Take Away Geschirr, abends Bierflaschen etc.), vom anwesenden Personenkreis und vielen weiteren Faktoren. Littering wird etwa gefördert über Anonymität, Rauschzustände, fehlende soziale Kontrollmechanismen oder bei bereits vorhandenem Littering[12]. Es ist gleichzeitig ein Phänomen der Ignoranz wie soziales Ausdrucksmittel für Unkonformität oder Coolness. Kurzum: es ist komplex. Letzen Endes ist es, aus Sicht volkwirtschaftlicher Theorie, das Ergebnis individueller Rationalität. Das Gemeingut „öffentlicher Raum“ wird übernutzt, obwohl dies eigentlich niemand will. Aus diesem Grund macht sich die Überzeugung breit, dass ein den lokalen Verhältnissen angepasstes Massnahmenpaket, beispielsweise bestehend aus Prävention, Information und Bildung, fortwährender Reinigung der gelitterten Flächen, Verhaltenskodex, Sanktionen und Bussen (Repression) unabdingbar ist. Vor allem aber braucht es, solange das Problem nicht gelöst ist, Produkte welche die negativen Folgen des Litterings minimieren.

Biokunststoffe und Littering

Zwar können biologisch abbaubare Plastiktüten oder Verpackungen das Problem wilder Deponien nicht gänzlich verhindern, aber doch können sie deutlich die Folgen mindern. Denn die Produkte zersetzen sich komplett und sind in der Natur vollständig biologisch abbaubar. Auch im Wasser abbaubar! Hier unser Ansatzpunkt …. Richtige Wahl des Materials -> hiesige Bedingungen; PBT Stoffe, usw… Wichtig ist, dass bei der Auswahl der Materialien auf die Verwendung moderner Rohstoffe geachtet wird. Insbesondere keine PBT Substanzen enthalten, da keine Kontrollierte Entsorgung möglich, wenn es Littering gibt! Auch keine OXO-Bioabbaubaren Werkstoffe.

Fussnoten:

[1]     Es gibt weitere Formen, wie beispielsweise das Lagern von Abfällen im eigenen Grundstück (Messie- Syndrom). Diese sind jedoch hinsichtlich der Diskussion um Biowerkstoffe von untergeordneter Bedeutung. [2]     siehe Studie Wien: 97.1% der gezählten Stücke waren <15cm Durchmesser [3]     siehe AG Düsseldorf, Urteil vom 11. August 1989 – 301 OWi/911 [4]     siehe Heeb et all (2004) [5]     allerdings unterschied sich die Zusammensetzung des Abfalls in den einzelnen Städten deutlich. [6]     Siehe Heeb et al (2006) [7]     In der ökonomischen Theorie spricht man auch vom Trittbrettfahrer Problem. [8]     siehe Berger et al (2011) [9]     siehe Basler Studie [10]   siehe Basler Studie 2003 [11]   siehe beispielsweise Wiener Studie [12]   so genannter „Broken-Window-Effekt“.

Literatur:

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